Интересное описание деревни и ее истории:
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Friedental(Russische Namen: Kantekuz, kantakuzowa)
Abdruck der von J. Stach angefertigten und im Sammelbesitz
Georg Leibbrandt befindlichen Abschrift aus dem ehemaligen
Archiv des "Fürsorgekomitees".
Als der Ruf durch den Kommissär Ziegler im Jahre 1804 zur Auswanderung nach
Rußland im Königreich Württemberg erging, entschloss sich hierzu eine
bedeutende Anzahl von Personen aus mehreren Oberämtern und begab sich auf die Reise. Sie trafen im Monat Juni in Ulm zusammen. Hier bestiegen sie mit dem 11., 14. und 16. Transport das Schiff und fuhren in Begleitung ihrer Anführer Ottmann, Bauer und Schöck die Donau hinunter bis nach Wien, von wo sie zu Lande auf eigene Kosten bis nach Radziwil(Radziwittow) reisten und auf Kosten der hohen Krone weiter bis nach Ovidiopol, wo sie über den Winter in zwei Kasernen untergebracht wurden(Условия пребывания в этих казармах и жалоба переселенцев в следующем посте).
Dieses Ovidiopol (im Volksmund "Widerpol") wird durch die Erzählungen der Väter den Enkeln und Urenkeln ein schauerliches Andenken bleiben, weil daselbst fast alle Einwanderer erkrankten und den Winter hindurch über 600 Seelen starben,wodurch fast alle Familien zerstört, Eltern von den Kindern und Kinder von den Eltern gerissen wurden, so daß manche Kinder ohne Vater und Mutter an dem Ort der Ansiedlung ankamen.
Da im Jahre 1804 schon Württembergische Auswanderer sich in der Krim
niederließen und die Steppengegenden bei Odessa mit ihren heimatlichen Fluren wenig Ähnlichkeit hatten, so schickten sie einige Kundschafter nach der taurischen Halbinsel, welche fanden, daß die Krim und besonders die hiesige Gegend bei Neusatz in Betreff der Berge, Täler, Flüsse und Wälder ein Bild ihrer Heimat bot, so reisten sie mit Erlaubnis des Herzogs Richelieu(1) von Odessa zu Wasser ab, stiegen in Kasslow (Eupatoria) ans Land und kamen nach einem einjährigen mit vielen Beschwerlichkeiten und Trübsalen verbundenen Reisemarsche am 24. Juni 1805 glücklich an ihrem neuen Bestimmungsorte Kandagos bei Neusatz an. Dieses Land hatte die hohe Krone von dem General Kandagos gekauft und den Einwanderern zur Ansiedlung angewiesen. Es befand sich hier nur ein einzelner Hof, welcher einigen Ansiedlern bis zum 1806 erfolgten Aufbau eigener Wohnungen zur Unterkunft diente.
Ursprünglich ließen sich 25 Familien aus den Oberämtern Vahingen, Baknang,
Kannstadt, Waiblingen und Göppingen, alle evangelisch-lutherischer Konfession,allhier nieder, im Jahre 1819 aber wurde die Kolonie noch durch drei Söhne von Wirten vergrößert, so daß sie nunmehr aus 28( Примечание: 1857: 11 Wirtschaften (141 Männer) auf 682 Desj. und 18 landlose Familien(123 Männer), vgl. Klaus a.a.O. Beilage 2, S. 42.) Wirten besteht.
Da das Dorf in einem anmutigen, friedlichen Tal lag, wurde es von
Herrn General Kontenius(Примечание: Contaenius war kein General, vgl. S. 9 Anm. 2.) Friedental genannt.
Friedental ist in vielfacher Hinsicht von der Natur begünstigt. Im Süden ist die Kolonie von schöner Waldung und Bergen umgeben; im Osten bildet der Bach Burentscha(Примечание: Dieser Flußname ließ sich sonst nicht feststellen.) die Grenze, an welchen 2 Wassermühlen mit 6 Gängen und der Gemeindegarten sich befinden, deren Einkünfte der Gemeinde zufallen; im Norden zieht sich die von hier aus sichtbare große Steppe, auf welcher schon viele infolge starker Bevölkerung eine zweite Heimat gefunden haben, hin(Примечание: d.h. auf selbstgekauftem Lande.). Trotzdem wohnen auf jeder Wirtschaft immer noch 2 bis 3 Familien(Примечание: Es fällt auf, daß in diesen Berichten aus der Krim Unterschied zwischen landbesitzenden und landlosen Familien gemacht wird). Kommt man von Westen ins Dorf, so erblickt man, nachdem der 2 Werst lange hohe Berg erstiegen ist, in einem reizenden Tal das hübsche Dorf mit seinen Obstgärten und Steinmauern, an dessen lieblicher Lage sich schon viele Reisende ergötzt haben. Hier fanden die
Schwaben ihre Heimat wieder, wo auch gesundes Wasser und gute Bausteine mit
geringer Mühe zu haben sind. In der Mitte des Dorfes an der Querstraße befinden sich Betstal, Schule und Gemeindehaus. Häuser und Ställe der Wirte sind von Stein gebaut und mit Ziegeln gedeckt. Fast auf jedem Hof ist ein 40 bis 50 Fuß tiefer mit Stein ausgemauerter Brunnen mit gutem Quellwasser.
Mit dem in nächster Nähe gelegenen Neusatz teilten die Bewohner Friedentals in den ersten Jahren der Ansiedlung und auch später das gleiche Schicksal.
Im Jahre 1822 erbauten sie aus eigenen Mitteln ein Bethaus und kauften eine
Glocke. Bis zu dieser Zeit hatte der aus der Zahl der Gemeindeglieder gewählte Lehrer Schule und Gottesdienst in einem Privathause gehalten. Mit dem Aufbau des Bethauses schien die Freundlichkeit Gottes sie zu beleuchten, indem in der Person des Pastors Boerlin(Ursus Boerlin) aus der Schweiz ein Seelsorger zu ihnen kam, der ihre unsterblichen Seelen mit dem Brot des Lebens reichlich erquickte. Da ihnen Gott fünf Jahre nach einander durch Heuschreckenschwärme das Brot des Lebens entzog, so schmeckte unter Jammer und Trübsal das Lebensbrot umso süßer. Im Jahre 1826 entriss ihnen Gott nach vierjährigem Wirken ihren teuren Seelsorger durch einen schnellen Tod im Alter von 27 Jahren, aber die Frucht seines Wirkens ist heute noch in gesegnetem Andenken. Während einer erneuten Heuschreckenplage versammelte sich die Gemeinde fast täglich zu ernstlichem Gebet im Bethause, worauf Gott die Plage wegnahm und günstige, gesegnete Jahre schenkte. Auch erhielten sie wieder aus dem Missionshause in Basel, einen Seelsorger, Wilhelm Fletnitzer, dessen herablassende Liebe, wirksame Tätigkeit, reger Eifer
besonders in der Schulverbesserung nicht ohne Frucht blieb. In dem
heranwachsenden Geschlecht zeigte sich reges Leben in geistlicher und
wirtschaftlicher Hinsicht. Nachdem Fletnitzers Wirksamkeit durch seine
Versetzung nach Odessa nur bis zum Jahre 1831 dauerte, so ist die Dankbarkeit unter der jungen Manschaft doch noch bis heute rege, die unter seiner Leitung die Schule genossen hat. Gegenwärtig bekleidet Pastor Kylius, aus Baden gebürtig und im Baseler Missionshause gebildet die Pfarrstelle(Примечание: Nachdem die russische Regierung 1810 versucht hatte, durch Vermittlung des in Petersburg weilenden Sareptaner Anders Geistliche für Neurußland zu gewinnen, ging sie 1819 auf den Vorschlag des Baseler Missionsinstituts, das durch Pinkerton auf Südrußland aufmerksam gemacht worden war, ein, sechs Basler Zöglinge nach Rußland zu berufen unter der Bedingung, daß sie den Ordinationseid leisten, sich auf 6 Jahre binden und sich nicht Missionare nennen, vgl. Bienemann a.a.O. S. 95 ff).
Wie viele Gegenden, so wurde auch die hiesige Kolonie in den Jahren 1833 und 1834 von Mißwachs und Viehseuchen heimgesucht. Da das Dorf sehr bevölkert ist und eine Wirtschaft, die hier nur 23 Dessj. (Десятин)besitzt, auf 2 bis 3 Familien kommt,so erholte sich die Gemeinde von diesen Wunden langsam, doch sind nicht bloß die Höfe gut ausgebaut worden, sondern 5 Wirte haben sich auch eigenes Land gekauft und andere haben sich Ländereien gepachtet.
Der Haupterwerbszweig ist der Kartoffelbau. Die hiesige Kartoffel zeichnet sich durch Güte Schmackhaftigkeit aus und wird nicht bloß nach Simferopol und Karasubazar, sondern auch in alle übrigen Städte der Krim: Teodosia, Kertsch, Armjansk, Eupatoria, Sewastopol und Jalta versandt.
Seit 1843 macht der Obstbau durch Veredlung der großen, wilden Obstbäume hier bedeutende Fortschritte. Seit 1844 ist der Fortschritt der Kolonie durch ungünstige Witterung sehr gehemmt; zudem ist im Winter 1845 auf 1846 wieder die Viehseuche aufgetreten und hat manchen Wirten fast alles Vieh geraubt. Obgleich schon seit einigen Jahren besonders die Kartoffel nicht mehr gedeihen wollte, so war doch die Ernte noch nie so schlecht wie im Jahre 1847. Im besten Wachstum starben sie plötzlich ab, und [manches Stück Land] mit 5 Tschetwert Aussaat hat bei der Ernte kaum ein Tschetwert ergeben. Die Getreideernte war gering, und die Heuernte war fast ganz fehlgeschlagen, so daß im Winter ein außerordentlicher Futtermangel entstand.
Heuer stehen die Kornfelder schon im April völlig in den Ähren, und alles ist im schönsten Flor, selbst die seit einigen Jahren vertrockneten Wasserquellen sind aufs Neue hervorgebrochen. Somit hat Gott der Herr die gesunkene Hoffnung wieder belebt.
Schulz Wilhelm Sailer.
Beisitzer: Christian Weiß. Konrad Traxel.
Schullehrer und Gemeindeschreiber Johann Georg Birnbaum.